WELTKULTURERBE BULGARIEN


Das Rilakloster

 

Rila-Kloster, Weltkulturerbe, Bulgarien

Foto: Nenko Lazarov, www.imagesfrombulgaria.com

Fast am Ende eines langen, tief eingeschnittenen Tales gelegen, bietet sich dem Besucher beim ersten Anblick der Klosteranlage zunächst einmal ein wenig einladender Anblick. Fast 20 Meter hohe glatte Steinmauern, die durch Mauerstreben sogar noch höher erscheinen, lassen das Bild einer kleinen Festungsanlage aufscheinen. Zwei Tore gewähren Einlass in diese wehrhafte Klosteranlage, die sich im Lauf ihrer Geschichte in der Tat so mancher Überfälle erwehren musste – und nicht selten auch dem Ansturm erlag.


Rila-Kloster, Weltkulturerbe, Bulgarien

Foto: Nenko Lazarov, www.imagesfrombulgaria.com

Heute sind es Busladungen von Touristen, aber auch zahlreiche Einheimische, auf deren Ansturm sich Kloster und die Mönche einstellen müssen. Und so ist es vor allem der frühe Vormittag und der späte Nachmittag, wenn beschauliche Stille über den Mauern liegt und nur noch wenige Personen durch die Anlage streifen, an dem man die Atmosphäre dieses Ortes am besten genießen kann.

Hat man einmal den Innenhof betreten, öffnet sich eine völlig neue Welt, fast heiter und verspielt zu nennen, verglichen mit der schroffen und rein funktionalen Außenfassade. Zunächst sind es die Hoffassaden, ein unregelmäßiges Viereck bildend, die den Blick auf sich lenken. Den mehrstöckigen Wohnflügeln sind luftige Arkaden vorgelagert, in den unteren Geschossen durch unterschiedlich hohe Steinbögen gegliedert, das oberste Geschoss ist fast überall mit hölzernen Bogenreihen abgeschlossen. Erker und Balkone unterbrechen die Gleichmäßigkeit der Bogenreihen und verleihen dadurch jedem Flügel ein eigenes Gepräge. Die farbliche Gestaltung der Fassaden – der Wechsel von Schwarz und Weiß, gemalte Ziegelbögen und viele kleine Ornamente und Wandmalereien – sowie die breiten offenen Treppen komplettieren den Reiz der abwechslungsreichen Gestaltung. Je nach Lichteinfall und Tageszeit ergibt sich hier ein wechselndes Spiel von Licht und Schatten, dem nicht nur zahlreiche Fotografen immer wieder erliegen.

Rila-Kloster, Weltkulturerbe, Bulgarien

Malerei an der Mariä-Geburt-Kirche
Foto: Nenko Lazarov, www.imagesfrombulgaria.com

Im Zentrum des Klosterhofes erhebt sich die Mariä-Geburt-Kirche, mit deren Bau im Jahre 1835 begonnen wurde. Mit ihren zahlreichen größeren und kleineren Kuppeln, ihren runden Formen sowie ihrer bewegten Außengestalt harmoniert sie mit der detailreichen Gestalt der sie umfassenden Gebäude. Den Innenraum der Kirche, vor allem aber den sie umgebenden offenen Säulengang zieren farbenprächtige Malereien, über 1200 Szenen geben Auskunft nicht nur über religiöse Vorstellungen der damaligen Zeit, sie offenbaren auch das künstlerische Niveau bulgarischer Künstler des 19. Jh. Denn nach Zerstörung der Vorgängerkirche arbeiteten einige der besten Künstler des Landes an ihrem Wiederaufbau, der als nationales Projekt im immer noch nicht befreiten Bulgarien betrachtet wurde. Vor allem im Außenbereich der Kirche sind zahlreiche Darstellungen zu finden, die die Höllenqualen sehr plastisch verdeutlichen sollen. Eine Art visueller kirchlicher Sittenkodex des 19. Jahrhunderts. Viele Darstellungen überwinden den mittelalterlichen Kanon orthodoxer Malerei, indem Personen des Zeitgeschehens und auch Szenen aus dem alltäglichen Leben dargestellt werden. Dass viele Arbeiten von den ausführenden Künstlern signiert wurden, deutet den Sieg der Individualität über die Anonymität mittelalterlicher Kunst an.

Rila-Kloster, Weltkulturerbe, Bulgarien

Malerei an der Mariä-Geburt-Kirche
Foto: Nenko Lazarov, www.imagesfrombulgaria.com

Neben der Kirche erhebt sich das älteste erhalten gebliebene Gebäude der Klosteranlage, der sogenannte Chreljo-Turm aus dem 14. Jahrhundert. Die Geschichte des Rila-Klosters weist allerdings viel weiter in die Vergangenheit zurück. Es war der Mönch Ivan Rilski, der sich im 10. Jahrhundert aus Kritik an der verlogenen Moral der offiziellen Kirche hierher in die Einsamkeit als Einsiedler zurückgezogen hatte. Wie sehr seine Kritik auf fruchtbaren Boden fiel zeigt, dass sich bald andere um ihn scharten – die Grundlage für eine neue Klostergemeinschaft war geschaffen. Der bald nach seinem Tode heilig gesprochene Mönch erfuhr in den folgenden Jahrhunderten große Verehrung, das Rilakloster entwickelte sich zum Ziel zahlreicher Wallfahrer, die aufgrund ihrer großen Zahl zum Teil in mehreren Nebenklöstern untergebracht werden mussten. Im Zuge neu erwachter Religiosität in Bulgarien hat der Stellenwert des Rilaklosters bei den Einheimischen heute wieder zugenommen, das Interesse der zahlreichen Touristen gilt aber nach wie vor eher einem faszinierenden Kunstwerk aus dem Bulgarien des 19. Jahrhunderts.





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