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Die Akropolis von Athen

Seit Jahrtausenden teilen sich Menschen, Götter und mythische Helden das felsige Plateau aus Kalkstein im Süden Athens, hier wurden schon immer Ahnen und Götter verehrt, hier versammelten sich seit jeher die Mächtigen der Gesellschaft. Bis in jüngste Zeit hinein fielen die Gebäude auf dem Felsen immer wieder der Zerstörung anheim, entstand Neues auf den Resten der Vorgängerbauten. Ein Platz der kultischen Verehrung blieb die Akropolis jedoch stets.



So auch im 5. Jahrhundert vor Christus, im klassischen Athen, als unter Perikles jene großartigen Kunstwerke entstanden, die heute allgemein als Höhepunkte der griechischen Klassik angesehen werden. Die in Resten erhalten gebliebenen drei Tempel Parthenon, Erechtheion und der Niketempel sowie ein prachtvolles Torgebäude, die Propyläen, vermochten und vermögen noch heute Besucher in ihren Bann zu ziehen. Nach dem Sieg über die Perser, in einer Zeit des Friedens, in der Athen seine Stellung als Führungsmacht im östlichen Mittelmeerraum eindrucksvoll bestätigt sah, wurde unter Perikles nicht nur der klassischen Demokratie zum Durchbruch verholfen. Es waren auch die Mittel vorhanden, der kulturellen und geistigen Vormachtstellung jener Zeit, die mit berühmten Namen wie Herodot und Sophokles, Anaxagoras und Phidias verknüpft ist, eine äußere Gestalt zu geben.

Im Mittelpunkt stand und steht dabei der Parthenon-Tempel, der Göttin Athene geweiht, bis heute Symbol meisterhafter griechischer Architektur schlechthin. Leicht, fast ein wenig schwebend zeigt er sich in der Ferne, mächtig und beeindruckend, steht man am Fuße seiner dorischen Säulenreihen. Seine besondere ästhetische Wirkung ist auf viele Details zurückzuführen, die im Resultat die harmonische Geschlossenheit des Bauwerks hervorbringen. Seine Architekten Iktinos und Kallikrates verschafften zwar den Gesetzen der Geometrie Geltung, doch vermieden sie Starre und Gleichförmigkeit; so beschreiben die Stufen zum Tempel einen kaum wahrnehmbaren Bogen, haben die Ecksäulen einen größeren Durchmesser als die anderen, weist jede Säule außer seiner Verjüngung nach oben in der Mitte eine leichte Anschwellung auf. Optische Korrekturen, die dem verwendeten Marmor Leichtigkeit und Lebendigkeit verleihen. Die Reste des einst alle vier Seiten des Tempels umschließenden Frieses stellen den Panathenäenzug dar, eine Prozession, die alle vier Jahre zur Akropolis hinaufzog. Die Gestalten und Tiere des Frieses, Werk des wohl berühmtesten griechischen Bildhauers Phidias und seiner Werkstatt und heute zum größten Teil im British Museum in London ausgestellt, scheinen sich fast von ihrem steinernen Hintergrund zu lösen. Sie dienten wie alle bildhauerischen Arbeiten am Parthenon der Darstellung der legendären Geschichte Athens. Mit Stolz und Bewunderung gleichermaßen werden sich die Athener Bürger damals wohl auf der Akropolis bewegt haben, dem weithin sichtbaren Zeichen ihrer Macht und ihres Selbstbewusstseins. Zwischen Parthenon und Propyläen, dem neugeschaffenen Eingang zur Akropolis, erhob sich damals zudem eine riesige bronzene Figur der Athene, die wohl schon aus großer Entfernung erkennbar war. Sie ging ebenso wie die monumentale Figur der Athene aus Gold und Elfenbein im Inneren des Parthenon verloren. Der Kultbau des Erechtheion, ebenfalls zur Zeit des Perikles entstanden, birgt mit seiner Nordhalle ein Juwel des ionischen Stils, Berühmtheit erlangte jedoch vor allen Dingen die sogenannte Korenhalle, in der anstatt Säulen sechs Mädchengestalten die schwere Last des steinernen Daches auf ihren Köpfen tragen. Der kleine Tempel der Athena Nike, auf einer Bastion neben den Propyläen errichtet, weist auf seinem umlaufenden Fries ebenfalls Besonderheiten auf. Er zeigt keine mythologischen Gestalten, sondern Darstellungen von Kämpfen zwischen Griechen und Persern, was für die damalige Zeit nicht üblich war und auf das neue Selbstverständnis jener Zeit hinweist.

Helmuth Weiss

 

 

 


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