WELTKULTURERBE NIEDERLANDE



 

Welterbe Niederlande:
Polderlandschaft Schokland
Festungsgürtel von Amsterdam
Mühlenanlagen in Kinderdijk-Elshout
Hafen u. Innenstadt von Willemstad (Antilleninsel Curaçao)
Dampfpumpwerk von Wouda
Beemster Polder
Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht
Wattenmeer
Stadtviertel und Kanalsystem innerhalb der Singelgracht in Amsterdam
Van-Nelle-Fabrik
Der Kampf der Niederländer mit den Fluten der Nordsee und die Sicherung des dem Meer abgerungenen Landes, der Polder, findet seinen Niederschlag in der Auswahl der UNESCO-Welterbestätten. Auf dieser Liste finden sich die Polderlandschaft Schokland (ernannt 1995), der bogenförmige Festungsgürtel von Amsterdam (ernannt 1996), der sich von Amsterdam bis nach Edam erstreckt, das aufeinander abgestimmte System von Mühlen in Kinderdijk-Elshout bei Rotterdam (ernannt 1997), das Dampfpumpwerk D. F. Wouda in Lemmer (ernannt 1998), Beemster Polder in Nord-Holland (ernannt 1999) und das Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht (ernannt 2000). Exotisch, weil fern von Europa, ist das Welterbe Willemstad auf der Antilleninsel Curaçao.

Polderlandschaft Schokland

Die Veränderung des Meeresspiegels, Sturmfluten und schließlich die Eindeichung der Zuiderzee sind nicht ohne Folgen für Schokland geblieben. Ursprünglich war es ein Eiland, auf dem die Menschen mit Ebbe und Flut, aber auch mit Hochwasser lebten, ehe die Bewohner auf königlichen Befehl hin ihre Heimat verlassen mussten. Nur wenige Spuren sind zwischen Ens und Emmeloord zu finden, die an die einstigen Bewohner Schoklands erinnern. Wer auf dem Schoklandpad unterwegs ist, der entdeckt Middelbuurt mit seiner Kirche (1863) und den in jüngster Zeit als Museumsbauten errichteten tiefgrünen Wohnhäusern im Stil des 19. Jahrhunderts sowie den rekonstruierten Deich aus Pfahlwerk und Basaltblöcken. Außerdem kommt man in das ehemalige Wurtendorf Zuidert oder steht vor der Ruine der mittelalterlichen Kirche von Ens (um 1300), in der bis 1717 Gottesdienste gefeiert wurden.

Beemster Polder

Vom Kampf mit den Fluten erzählt auch der Beemster Polder westlich von Edam: Dieser Polder – heute zwischen 5,5 und 2,9 Meter unter dem Meeresspiegel liegend und durch seine rechteckigen Landanbauflächen charakterisiert – ist im Rahmen der Landgewinnung entstanden. Diese nordholländische Kulturlandschaft lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals wurden Landbauflächen von je 185 Meter Breite und 930 Meter Länge gewonnen. Finanziert wurde die Trockenlegung des so genannten Beemstermeer zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Geld für dieses Unterfangen steuerten reiche Kaufleute aus Amsterdam bei. Ohne den Zimmermann und Mühlenbauer Jan Adriaanszoon Leeghwater (1575-1650) wäre das Beemstermeer allerdings Sieger geblieben. Er, der selbst von den Stürmen und Fluten betroffen war, war nicht nur Ideengeber für den Bau von Kanälen, Deichen und 43 Mühlen, sondern  beteiligte sich auch tatkräftig vor Ort.

Mühlenanlagen von Kinderdijk-Elshout

Mit dem Kampf gegen die Überflutung des unter dem Meeresspiegel liegenden Landes haben auch die wie Zinnsoldaten aufgereihten Mühlen von Kinderdijk zu tun. Über Jahrhunderte waren sie für das Leben der Menschen der Region unabdingbar, liegt das Land doch stellenweise bis zu sechs Meter unter dem Meeresspiegel. Zwischen Lek und Wal zeichnen sich 19 Mühlen gegen den Himmel ab. 1738 und 1740 waren diese so genannten Grundseiler an Nederwaard und Overwaard errichtet worden. Die meisten dieser Mühlen weisen einen achteckigen, konischen Baukörper auf. Viele sind mit Ried gedeckt. Dienst tun sie heute nicht mehr, da moderne Schöpfwerke für den Wasserausgleich sorgen. Zeugnisse für den innovativen Ingenieurgeist der Niederländer sind sie jedoch bis heute, waren sie doch so angelegt, dass Wasser in Auffangbecken befördert wurde, um die Flächen der Polder trocken zu mahlen.

Dampfpumpwerk D. F. Wouda in Friesland

Mit Wasserkraft Wasser zu bekämpfen war die geniale Idee von Dirk Frederik Wouda. Er entwarf in Lemmer ein Schöpfwerk mit einem Kessel- und einem Maschinenhaus, das in nur vierjähriger Bauzeit fertig gestellt wurde und zunächst mittels Dampfkraft für die notwendige Wasserstandsregulierung sorgte. 1916 begann man mit dem Bau, für den man 2000 Pfähle ins Erdreich rammen musste, um darauf eine solide Betonplatte zu platzieren. Eröffnet wurde das Bauwerk am 7. Oktober 1920. Zu Ehren Woudas trägt das Schöpfwerk heute seinen Namen und wird als Hilfsschöpfwerk ab und an in Betrieb genommen.

Festungsgürtel von Amsterdam

In einem weiten Bogen erstreckten sich rund um Amsterdam bis hinauf nach Nordholland kleinere und größere Festungswerke, die der Verteidigung der niederländischen Hauptstadt dienen sollten. Von der Vorstellung eines konventionellen Kriegs zu Lande geleitet, legte man diesen Festungsgürtel an. In dessen Schutz sollte sich die Bevölkerung zurückziehen, während das Vorland unter Wasser gesetzt wurde, um den Vormarsch des Feindes zu unterbinden. Zu den teilweise auch öffentlich zugänglichen Festungsbauten gehören das Fort bei Vijfhuizen und die Batterie am Sloterweg, die zwischen 1891 und 1906 entstand. Neben dieser Stellung existieren noch die Kasematten Slotertocht und die Batterie am Aalsmeerderweg nahe dem Fort bei Aalsmeer. Außerhalb von Edam finden wir gleichfalls eine befestigte Stellung und eine weitere am Rande des Beemster Polders. Doch die Entwicklung der modernen Waffentechnik, vor allem aber der Luftkrieg, hat das einst geniale Festungswerk untauglich werden lassen.

Rietveld-Schröder-Haus (Utrecht)

Gar nichts mit dem Kampf gegen die Gezeiten hat das Rietveld-Schröder-Haus zu tun. Es ist eine Ikone der modernen Architektur, die im 20. Jahrhundert durch das Bauhaus, De Stijl und den International Style geprägt wurde. Entworfen hat diesen Kubus mit seinen dezenten Farbflächen der Architekt Gerrit Thomas Rietveld (1888-1964). Bauherrin war die vermögende Frau Schröder, die eine funktionale Bleibe für sich und ihre drei Kinder erbauen lassen wollte. Bedingung für die Gestaltung war, eine möglichst flexible Nutzung des Hauses. Dank beweglicher schwarzer Wände können beispielsweise im Obergeschoss aus einem großen Wohnraum kleinere Zimmer geschaffen werden, die alle mit Kochgelegenheit und Wasseranschluss ausgestattet sind.

Hafen und Innenstadt von Willemstad

Nicht auf dem europäischen Kontinent, sondern in der Karibik liegt ein weiteres niederländisches Welterbe: Willemstadt auf der Antilleninsel Curaçao, die Teil des niederländischen Königreiches ist. Nach der spanischen Entdeckung im ausgehenden 15. Jahrhundert diente die Insel im 17. Jahrhundert als Handelsposten der Holländischen Westindien-Gesellschaft. Kolonialarchitektur prägt seither das Stadtbild von Willemstad, dessen Wehrhaftigkeit unter anderem im Fort Waakzaamheid und der Stadtmauer zum Ausdruck kommt. Das historische Willemstad, die Hauptstadt von Curaçao, steht mit seinen 765 denkmalgeschützten Gebäuden, darunter das Herrenhaus Belvédère (um 1865) und das Hotel Venezuela sowie das Fort Amsterdam (1634–1638) mit der Fortkirche (1745) und das Fort Waakzaamheid, nunmehr seit mehr als zehn Jahren auf der Liste des Welterbes.

 Ferdinand Dupuis-Panther



 


Welterbe Niederlande im Detail:

Polderlandschaft Schokland (K/1995)

Festungsgürtel von Amsterdam (K/1996)

Mühlenanlagen in Kinderdijk-Elshout (K/1997)

Hafen und Innenstadt von Willemstad (Antilleninsel Curaçao) (K/1997)

Dampfpumpwerk von Wouda in Friesland (K/1998)

Beemster Polder (K/1999)

Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht (K/2000)


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