WELTKULTURERBE SUDAN
IM DETAIL



Heiliger Berg Dschebel Barkal und archäologische Stätten der Napata-Region

Welterbe Sudan:
Heiliger Berg Dschebel Barkal und archäologische Stätten der Napata-Region
Archäologische Stätten der Insel von Meroi
Die als Welterbe geehrten archäologischen Stätten an der Schnittstelle von Nubien und Altägypten sind ein außergewöhnlich wichtiges Zeugnis der kuschitischen Kultur und geben außerdem einen Hinweis auf die „Wiedergeburt“ der altägyptischen Religion im Gebiet des vierten und sechsten Nilkatarakts.

Zeugnisse des Königreichs von Kusch

Was der Heilige Berg Dschebel Barkal dank intensiver Grabungen preisgibt, sind Tempel und Pyramiden aus der  Zeit des zweiten Königreichs von Kusch. Sie sind der Napata-Kultur (900-270 v. Chr.) und der Meroë-Kultur (250 v. Chr.-350) zuzuordnen. Benannt sind diese Kulturen nach den jeweiligen Hauptstädten des kuschitischen Königreiches, das an der Grenze zum altägyptischen Reiches entstanden war. Allgemein bekannt ist diese Region unter der Bezeichnung Nubien. 

Der Dschebel Barkal – ein sich auf 100 Meter aus der Ebene erhebender Hügel – ist eine nicht zu übersehende Landmarke und war einst ein Ort religiöser Zeremonien. Unter den bisher untersuchten neun Tempeln ist derjenige, der dem Gott Amun geweiht wurde, der größte Tempelbau. Wie dieser so wurden auch die anderen Kultstätten mit eingemeißelten Hieroglyphen verziert. Neben den Tempeln grub man in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhundert und jüngst Wohn- und Palastanlagen aus, die teilweise aus sonnengetrockneten Ziegeln errichtet worden waren.

Eine königliche Nekropole und andere Bestattungsorte

Die königliche Nekropole gleicht einem Pyramidenfeld. Die hier entstandenen Grabanlagen unterscheiden sich jedoch von denen in Ägypten: Sie erreichen eine Höhe von bis zu 30 Metern und sind keine Bauten mit eingeschlossenen Grabkammern, sondern eher Denkmäler für den jeweils Verstorbenen, der in einem unterirdischen Hypogäum seine ewige Ruhe fand. Grablegen finden sich außerdem in Nuri, wo die letzte Bestattung im Jahre 310 vor unserer Zeitrechnung stattfand. Auch in der modernen Stadt Meroë stößt man auf frühgeschichtliche Wohnanlagen und einen Friedhof mit mehr als 1500 Grabstellen. Ausgegraben wurde hier ein großer Tempel ebenso wie ein nach den dortigen kostbaren Funden als „Schatzhaus“ bezeichnete Gebäudestruktur, deren Funktion jedoch bisher nicht geklärt werden konnte. Schließlich sei noch Zuma als Bestattungsort erwähnt, der bis zur Christianisierung Nubiens im 6. Jahrhundert genutzt wurde.

Die bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen am Fuße des als Zeremonialortes bekannten Dschebel Barkal sind noch nicht in die Schicht der ältesten Bauwerke vorgedrungen. Möglicherweise – und dazu geben Untersuchungen in der Umgebung Anlass – sind auch am und um den Dschebel Barkal Spuren aus dem 2. Jahrtausend vor moderner Zeitrechnung zu entdecken.

Ferdinand Dupuis-Panther



 


Welterbe Sudan im Detail:

Heiliger Berg Dschebel Barkal und archäologische Stätten der Napata-Region (K/2003)

Archäologische Stätten der Insel von Meroe (K/2011)